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Das haben Sie gut gemacht!

Wer viel Lob erhält, lebt länger und gesünder, arbeitet besser und fühlt sich allgemein wohler und glücklicher. Warum wird dann so selten gelobt?
Gaby S. Graupner | 23.07.2013
Was verursacht am meisten Stress? Sind es Sorgen um die eigene Gesundheit? Probleme am Arbeitsplatz? Sorgen um das liebe Geld? Sorgen um die Familie, die Kinder? Angst vor dem Tod? Überbelastung? Laut Sally Dickerson, Professorin an der University für California in Irvine sind das ernstzunehmende Stressfaktoren. Doch es gibt eine Art von Stress, die den Cortisolspiegel mehr als jede andere Art von Stress ansteigen lässt – mit einer Ausnahme: eine direkte lebensbedrohliche Situation. Diese Art von Stress entsteht, wenn man die Beurteilung durch andere Menschen fürchtet: SET (socialevaluative threat) Wenn wir befürchten, dass das eigene „ich“ für minderwertig gehalten wird, dann steigt unser Stresspegel gesundheitsgefährdend an. Laut Charles Darwin, ist Scham eine evolutionsgeschichtlich sehr alte Emotion und wird fast ausschließlich von der Beurteilung durch andere Menschen ausgelöst. *

Lob und Anerkennung ist etwas das wir brauchen, das wir gerne haben. Wir wollen alle gelobt werden, doch die wenigsten wissen wie es richtig geht. Wie loben wir richtig? Wir vermitteln wir unserem Gegenüber, dass wir das Lob ernst meinen. Niemand möchte als Schmeichler oder in der Sprache der Generation X, als Schleimer. Oft befürchten wir auch, wenn wir jetzt loben, dann denkt unser Gegenüber: „Was will er oder sie von mir?“ Im beruflichen Kontext kommt schnell der Gedanke auf: „Oje, muss ich jetzt Überstunden machen.“ Im gegengeschlechtlichen Kontext: „Was will er oder sie von mir? Baggert er / sie mich gerade an?“

Lob ist für uns so ungewohnt, dass viele oft sofort misstrauisch werden, wenn sie ein Lob erhalten.

Vor vielen Jahren hatte ich einen Lebenspartner, der damals einige Jahre älter war als ich. Wenn ich Abends in die gemeinsame Wohnung zurückkam und ein Lob aussprach, über etwas, dass mich an ihm gefreut hat, kam immer beinahe unmittelbar: „Aber“. Das hörte sich dann so an: Ich: „Liebling, super, Du hast schon eingekauft, das freut mich sehr.“ Er: Sekundenlang Stille „Aber?“ Ich: Verwundert „Nichts, aber.“ Es dauert über sechs Monate, dass mein damaliger Partner, das Lob als das annehmen konnte, was es war: Ein schlichtes Lob.

Es gibt sieben Regeln, wie Sie erfolgreich loben.

Regel 1: Nehmen Sie gute (bzw. lobenswerte) Leistung wahr

In der heutigen Arbeitswelt ist die Wahrnehmung von guter Leistung nicht wirklich einfach. Wir sind stark darauf programmiert sofort das Haar in der Suppe zu finden oder immer mehr zu erwarten. Oder, wir laufen viel zu sehr unserem nächsten Schritt oder Ziel nach, als dass wir wirklich bemerken, was um uns herum passiert.

Ich kann mich noch gut daran erinnern als meine Kinder klein waren. Alleinerziehend. 3 Kinder. Sobald diese in der Schule waren, fuhr ich zu meinen Kunden um meine Dienstleistung anzubieten. Während der Autofahrt fiel mir dann oft auf, dass eines der Kinder am Abend zuvor etwas sehr gut und freiwillig erledigt hatte. Den Abendbrottisch gedeckt, das eigene Zimmer aufgeräumt oder die Hausaufgaben bereits vollständig erledigt. In der allabendlichen Hektik hatte ich es nicht wirklich bemerkt. Doch im Rückblick beim Fahren fiel es mir auf. Also nahm ich mir vor, wenn ich heute Abend nach Hause komme, wird die gute Leistung gelobt.

Und damit kommen wir zur Regel zwei.

Regel 2: Loben Sie zeitnah

In Bezug auf das Beispiel mit meinen Kindern hatte ich mir also fest vorgenommen, wenn ich nach Hause komme, werde ich loben. Was ist tatsächlich passiert ? Ich kam nach Hause, stolperte über die Schultaschen, über die Schuhe die im Weg lagen oder ärgerte mich, dass es im Wohnzimmer aussah als wäre Hurrican Katrina vorbei gekommen. Und das erste was ich tat, war Schimpfen, von Lob keine Spur.

Bis ich es mir zur Gewohnheit machte, sobald ich mir der guten Leistung bewusst war, sofort zu loben. Wenn ich in diesem Moment gerade unterwegs oder die Kinder in der Schule – dann eben per Telefonanruf oder per SMS. Denn, lieber per Telefon gelobt, als gar nicht gelobt und wieder am Abend geschimpft.

Wann immer Ihnen gute Leistung bewusst wird, ob durch ein Familienmitglied, oder durch eine Mitarbeiterin, oder seitens Ihres Lieferanten oder Ihres Kunden, greifen sie zum Handy, rufen sie an oder schreiben ein paar Zeilen per eMail oder per Kurznachricht. Denn lieber per Handy gelobt, als gar nicht gelobt. Wenn Sie es besonders erfolgreich machen möchten, schreiben Sie mal wieder eine Karte per Hand mit Füller nur ein paar Zeilen. Sie werden damit wirklich jemanden glücklich machen. Probieren Sie es aus.

Regel 3: Achten Sie auf unterschiedliche Stärken

Menschen haben unterschiedliche Stärken und verschiedene Talente. Was für den einen selbstverständlich ist, kann für den anderen eine wirkliche Herausforderung bedeuten. Bei manchen Menschen sind kleine Schritte in einem bestimmten Bereich absolute Höchstleistungen, bei anderen Menschen ist das eine Selbstverständlichkeit. Schauen Sie genau hin, um eben diese unterschiedlichen Stärken wahrzunehmen, um sie auch entsprechend anerkennen zu können.

Es gibt eine interessante Karikatur zum Thema gleiche Chancen für alle. Links im Bild ist ein Elefant, ein Vogel, eine Schildkröte, ein Fisch und eine Schnecke. Rechts im Bild ein Baum. In der Mitte steht ein Mann mit der Anweisung: „Damit es gerecht zugeht, erhalten Sie alle die gleiche Prüfungsaufgabe: Klettern Sie auf diesen Baum.“

Loben Sie entsprechend der Leistung. Es können nicht immer alle an der obersten
Spitze stehen. Bei manchen Menschen sind kleine Schritte in einem bestimmten Bereich eine absolute Höchstleistung. Bei anderen ist das eine Selbstverständlichkeit. Beide brauchen aber das Lob und die Anerkennung. Immer der Beste zu sein, heißt nicht, dass wir auf Lob verzichten können. Manchmal werden Spitzenleistungen einfach zur Selbstverständlichkeit. Es gibt wenig, was mehr frustriert. Aber nie bei den ersten drei dabei zu sein, ist auch sehr frustrierend. Hier sollten andere Leistungen wahrgenommen werden, die dann anerkannt und belobigt werden können. Das stärkt dann übrigens das gesamte Leistungsspektrum eines Menschen.

Ich spiele Golf. Handicap 45 – Die Golfspieler unter den Lesern wissen, dass ist kein Grund zum Angeben. Letztes Jahr hatte ich in Amerika die Gelegenheit mit Spielern aus dem Semiprofibereich zu spielen. Ein Lob zu einem gelungenen Patt, lies mich beim nächsten Abschlag wie durch Zauberhand 50 Meter weiterschlagen als sonst.

Regel 4: Entwerten Sie andere nicht durch Ihr Lob

Manche mal wird negativ vergleichend gelobt. Diese Form des Lobens entfernt Familie und macht aus beruflichen Teams Gegner und das hilft niemandem. Hier einige Beispiele dafür:

„Das ist eine sehr gute Note, in der Schule bist Du sehr viel besser als Dein Bruder.“ Oder: „Das haben Sie wirklich sehr schnell erledigt, da könnte sich Frau Mustermann aus Buchhaltung mal eine Scheibe abschneiden.“

Wenn Sie jetzt hoffen, dass der Bruder oder die Kollegin jetzt einen Zahn zulegen in ihren Anstrengungen, kann ich Ihnen versichern, der Schuss geht eher nach hinten los. Diese Vorgehensweise ist kontraproduktiv. Hier entsteht genau die Situation, die Dickerson als die verbreitestete und stärkste Form von Stress beschrieben hat: SET

Regel 5: Loben Sie die/den Richtige(n)

Der Lauteste in einer Gruppe ist nicht immer der Richtige, der gelobt werden soll. Achten Sie auf die Stillen, die ihre Arbeit machen, jedoch nicht viel darüber sprechen.

Als Chefin oder Chef haben Sie meistens ganz gute Instinkte dafür, wer wirklich für das Ergebnis zuständig ist. Sylvia Löhken schreibt in Ihrem Buch: Leise Menschen – starke Wirkung: So effektiv und leistungsstark leise Menschen im Beruf auch sein mögen – meistens haben sie in Ihrem Bereich ein Problem: Sie mögen sich nicht gern selbst anpreisen und stehen lauten „Trommlern und Schaumschlägern“ kritisch gegenüber. Da ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite: Leise Menschen werden bei Beförderungen leicht übergangen – einfach deswegen, weil die Entscheidungsträger von ihren Leistungen und Erfolgen zu wenig wissen. Finden Sie einen Weg, die oder den Richtigen zu loben. Wenn Sie sich unsicher sind, wer der Verantwortliche für die zu lobende Leistung ist, fragen Sie nach. Die Details der Aufgabe und die Schritte zum guten Ergebnis wissen meistens nur die, die sie tatsächlich gemacht haben.

Regel 6: Loben Sie das Team

Loben Sie ein gutes Ergebnis auch immer wieder einmal als Gesamtleistung des
Teams. Das fördert den Teamgeist und auch den Teamcharakter. Sollte es ein Teammitglied geben, dass gerne den Teamerfolg genießt ohne tatkräftig mitgeholfen zu haben, reguliert das Team diese Situation meistens intern. Das trägt dazu bei, die Teamleistung insgesamt zu steigern. Das Lob des gesamten Teams steigert aber auch die Verbundenheit und den Zusammenhalt des Teams ob als Familie oder als Abteilung in einem Unternehmen. Ich habe sowohl als Mutter, wie auch als Chefin immer in sehr glückliche Gesichter gesehen, wenn ich Sätze wie diesen ausgesprochen habe: „Wow, ich bin so stolz, ich bin so froh, dass ich euch habe. Mit eurer Unterstützung, mit dem was ihr in den letzten Tagen erledigt habt (hier wirken Details sehr und stärken die Glaubwürdigkeit), haben wir wirklich etwas geschafft.“

Regel 7: So loben Sie richtig

Gibt es einen Weg, dass eine Frau einen Mann erfolgreich loben kann?
Gibt es einen Weg, dass ein Mann eine Frau erfolgreich loben kann?
Gibt es einen Weg, dass ein Mitarbeiter seinen Vorgesetzten erfolgreich loben kann?
Gibt es einen Weg, dass Sie Ihren Kunden erfolgreich loben können?

Ja, den gibt es. Loben Sie richtig.

Dazu brauchen Sie drei Schritte:

1. Schritt: Ihre Haltung/Einstellung

Wie ist Ihre Einstellung gegenüber der Person die Sie loben wollen. Trennen Sie den Menschen von seiner Leistung. Es geht nicht darum die Person als Ganzes zu bewerten, sondern es geht ausschließlich um die Leistung, die Sie anerkennen wollen. Das hilft Ihnen auch, ein Lob auszusprechen, wenn Sie die Person nicht besonders sympathisch finden oder ganz im Gegenteil überaus sympathisch. Als Lieferant oder als Chef kann man sich seinen Gegenüber nicht immer nach Sympathie aussuchen. Wenn ich einer Person aufgrund seiner Leistung Anerkennung aussprechen möchte, die mir eher unsympathisch ist, überlege ich mir zwei Dinge:

a) Irgendwann hatte diese Person Eltern oder hat sie noch immer, die Eltern haben ihn oder sie geliebt oder lieben. Es gibt also etwas an der Person, das man mögen kann, ich habe es bisher nur noch nicht gesehen.

b) Wenn die Person jetzt auch noch einen Ehering trägt, dann hat die Person Familie, da gibt es also jemanden oder sogar mehrere Menschen, die diese Person mögen. Nur weil ich es gerade in diesem Moment nicht sehen kann, was es ist, ist es für beruhigend und motivierend, dass es andere sehen.

Das verändert meine Haltung der Person gegenüber ins Positive.

2. Schritt: Welche Leistung oder Qualität will ich Loben

Was ist uns positiv aufgefallen? Wo liegt das Besondere? Das Bemerkenswerte. Und
genau das spreche ich jetzt an. Ich erkenne es an. Ich lobe es.

Dabei ist es wichtig, dass Sie möglichst nur einen Punkt ansprechen, höchstens zwei. Das Ausschütten eines Kruges mit Goldmünzen, in der Hoffnung eine bleibt kleben und wirkt dann als Lob funktioniert nicht. Im Gegenteil es macht Sie unglaubwürdig. Weniger ist hier mehr und glaubwürdiger.

3. Schritt: Begründen Sie Ihr Lob

Der dritte Schritt ist der Grund, warum eine Anerkennung oder ein Lob nie wieder falsch verstanden werden kann. Sagen Sie warum Sie das Bemerkenswert fanden. Warum Sie Loben. Wo der Nutzen der besonderen Handlung der Person lag. Was hat es Ihnen genützt? Warum hat es sie beeindruckt? Weshalb ist es Ihnen aufgefallen? Warum war es wichtig für Sie?

Beispiel:

Jemand in Ihrer Firma hat Zahlen aufbereitet. Dabei besonders sorgfältig gearbeitet und vielleicht sogar Überstunden gemacht, damit die Zahlen rechtzeitig fertig wurden.

„Liebe Frau Meier, ihr Quartalsbericht von letzter Woche war ausgezeichnet.“ Sie sind der Chef und sprechen mit Ihrer Assistentin. „Aufgrund der gut recherchierten Zahlen, die sie mir gegeben haben, konnte ich in der Vorstandssitzung ein genaues Bild von der momentanen Marksituation machen und wir haben noch vor Ort eine Entscheidung treffen können.“

Auf diese Art und Weise können Sie sogar einer Frau (als Mann) sagen, dass Ihnen die neue Bluse gefällt, ohne dass es zu einem Missverständnis kommt. „Frau Mustermann Ihr neue Bluse steht Ihnen wirklich gut, die bringt sogar unser Büro wieder zum leuchten.“

Oder Ihrem Kunden: „Vielen Dank für die außerordentlich schnelle Begleichung unserer Rechnung, damit sind Sie in unserer Branche eine angenehme Ausnahme.“

Mit Lob und Anerkennung können Sie die Welt eines Anderen ein klein wenig besser machen. Von anderen anerkannt und gelobt zu werden, lässt gesünder bleiben und uns wohler fühlen. Es baut eindeutig Stress ab.

Robert Caldini schreibt in seinem Buch: Die Psychologie des Überzeugens: Ein Experiment, das mit einer Gruppe von Männern in North Carolina durchgeführt wurde, zeigt, wie hilflos wir oft auf Lobhudelei reagieren. Die Teilnehmer der Studie hörten Kommentare über sich aus dem Mund einer anderen Person, die wollte, dass sie ihr einen Gefallen taten. Einige Männer hörten nur positive Stellungnahmen, andere ausschließlich negative und wieder andere bekamen eine Mischung aus positiven und negativen Äußerungen über sich selbst zu hören. Es gab drei interessante Ergebnisse. Erstens war die Person, die ausschließlich positive Kommentare abgegeben hatte, am beliebtesten bei den Männern. Zweitens fand sich diese Tendenz auch, wenn sich die Männer der Tatsache voll bewusst waren, dass der Schmeichler Hintergedanken hatte. Drittens mussten die Komplimente gar nicht unbedingt zutreffend sein, um zu wirken. Positive Kommentare brachten dem Schmeichler stets gleich viel Sympathie ein, ob sie nun stimmten oder nicht.

Loben Sie. Mit den 7 Regeln und den 3 Schritten sind Sie nicht bloß ein Schmeichler oder Schmeichlerin, sondern Sie werden als charismatische Persönlichkeit wahrgenommen.

* (Auszug: “Macht” von Ian Robertson)

Ihre

Gaby S. Graupner

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