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New Work: Um Digitalisierung geht es nicht

Die Pandemie führt uns unter anderem zu den Ursprüngen von New Work. Diese sind wenig digital. Wege zum erfüllten Arbeitsleben.
Stefanie Puckett | 13.11.2020
New Work: Um Digitalisierung geht es nicht © Pixabay / Gerd Altmann
 

New Work ist das Schlagwort für mehr Digitalisierung. Das ist ein Missverständnis. Denn moderne, flexible und eigen-verantwortlich gestaltete Arbeit braucht keine zwanghafte Digitalisierung. Back to the roots. Die Pandemie führt uns zu den Ursprüngen von New Work und die sind wenig digital. 

Als Frithjof Bergmann in den 1980er Jahren gemeinsam mit General Motors das Zentrum für Neue Arbeit in den USA gründete, ging es ihm darum, die Menschen von den Zwängen der Fließbandarbeit zu befreien. Menschen sollten unabhängiger Vom Lohnarbeitssystem werden und Arbeit in Anstellung mehr Selbstverwirklichung ermöglicht.

Bergmann skizzierte drei Wege zum erfüllten (Arbeits-)Leben

1. Jeder geht der Arbeit nach, der er nachgehen möchte und hat so Freude an ihr.

2. Technischer Fortschritt u. a. ermöglicht es Gemeinschaften von Menschen Dinge selbst herzustellen, die ein gewisses Maß an Selbstversorgung und damit Unabhängigkeit von der Lohnarbeit erlauben (High-tech-self-providing).

3. Mit dem Geist der neuen Arbeit sollen Produkte entwickelt werden, mit denen Geld verdient werden kann, unabhängig von der Lohnarbeit.

Der zweite Weg ist es, der uns in der Pandemie quasi aufgedrängt wird.
Bergmann war realistisch darin, dass wir nicht alle eine Lohnarbeit finden werden, in der wir uns verwirklichen können. Bei aller Leidenschaft für den Beruf, bei allen mitarbeiter(in)freundlichen Maßnahmen – Arbeit bleibt Arbeit und wird nicht nur Spaß machen. So sollten wir versuchen, diese auch ein angenehmes Maß zu reduzieren. Indem wir mit entsprechend weniger Lohn auskommen. In dem wir Konsum reduzieren. Indem wir selbst machen.

Hier kommt die Pandemie ins Spiel

Frisör geschlossen, Restaurants geschlossen, keine Kinderbetreuung, ... Wir schneiden uns selbst die Haare, kochen selbst. Backen selbst und pflanzen Gemüse an, um nicht in den Laden müssen. Betreuen unsere Kinder selbst. Wir haben auch mehr Zeit, sei es, weil wir den täglichen Arbeitsweg einsparen oder in Kurzarbeit sind. Vielleicht professionalisieren wir unser Hobby. Nähen wir gerne, bieten wir im Freundeskreis Masken an. Sind wir gerne handwerklich unterwegs, helfen wir hier anderen aus. Vielleicht bieten wir unsere selbst getöpferten Tassen zum Verkauf an. Helfen Schulen, digitale Strukturen zu schaffen.

Wir geben also weniger Geld aus. Und entwickeln gleichzeitig Möglichkeiten, uns Geld dazu zu verdienen mit dem, was wir gerne (und selbstbestimmt) machen. Vielleicht müssen wir nach der Krise gar nicht zurück zu den 100% Anstellung.
Für den ein oder anderen zeichnet sich so ein neuer Weg ab, der selbstbestimmter ist und mehr Selbstverwirklichung zulässt. Ganz wie Bergmann sich NewWork erhoffte.


Und wenn wir weiter 100% in Anstellung bleiben (wollen)? Was können wir für ein erfülltes Arbeitsleben tun?
Wenn wir in Anstellung sind, dann möglichst dort, wo wir

1. genug Freiheit im Job haben und

2. uns mit dem beschäftigen was uns Freude macht und

3. unsere Arbeit so gestalten, wie es uns Freude macht, und

4. uns entfalten können.

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Dr. Stefanie Puckett ist Diplom-Psychologin mit langjähriger Erfahrung in den Bereichen Unternehmensberatung, Assessment und Talent Management.