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Wie KI den HR-Bereich unterstützen kann

Auf den ersten Blick scheinen Künstliche Intelligenz und HR Gegensätze zu sein. Gräbt man jedoch tiefer, wird es deutlich.
Wolfgang Sölch | 02.03.2020
Wie KI den HR-Bereich unterstützen kann © Pixabay / Mohamed Hassan
 

Auf den ersten Blick scheinen Künstliche Intelligenz und HR Gegensätze zu sein. Wie könnte eine Funktion, die das Wort „human“, gleich „Mensch“, in ihrem Namen trägt, eine Technologie verwenden, die künstlich ist? Gräbt man jedoch tiefer, wird deutlich, wie KI den HR-Bereich in das verwandeln könnte, was sich die meisten Personaler wünschen: Eine Abteilung, die sich direkt auf die Erfahrung von zukünftigen, neuen und aktuellen Mitarbeitern konzentriert, anstatt alltägliche und sich wiederholende Aufgaben zu erledigen.

Hier sind acht Beispiele, wie Künstliche Intelligenz den HR-Teams unter die Arme greifen kann:

1. Auf die Hilfe für Mitarbeiter konzentrieren

Personalbeschaffung ist für jeden Personaler ein zeitaufwendiger Prozess, aber KI kann von einigen repetitiven Aufgaben befreien. Beispielsweise können man mit KI Algorithmen programmieren, um Lebensläufe auf Echtheit zu überprüfen, oder Chatbots einrichten, die automatisch die Kalender aller Beteiligten mit Terminen für Bewerbungsgespräche bestücken. Mit KI lassen sich zudem automatisierte Feedback-Prozesse einführen, die potenziellen Mitarbeitern direkt nach dem Bewerbungsgespräch Feedback geben, wie sie sich geschlagen haben.

2. Verbesserung der Onboarding-Experience

Es ist um einiges wahrscheinlicher, dass Mitarbeiter ein Unternehmen an Freunde und Familie weiterempfehlen, wenn sie eine gute Erfahrung während des Onboardings hatten. Leider bittet nur jedes vierte Unternehmen in Europa ihre Mitarbeiter um Feedback, bevor sie eingestellt werden. Unter anderem liegt das am Zeitmangel. Mit KI kann man Umfragen automatisiert an die Kandidaten verschicken, ihre Antworten schneller verarbeiten und direkt feststellen, wo die Onboarding-Experience für künftige Mitarbeiter verbessert werden kann.

3. Für zufriedene und engagierte Mitarbeiter sorgen

Zu wissen, was die Mitarbeiter denken und fühlen, sollte das Ziel eines jeden Personalers sein. Leider bestimmt meistens der Zeitdruck, wie viel Gelegenheit für ein informatives Gespräch bleibt. Mit KIgestützten Umfragen und automatisierten statistischen Analysen kann jedoch eine nahezu konstante Interaktion mit den Mitarbeitern erreicht werden, indem man ihnen zuhört, versteckte Erkenntnisse findet und darauf reagiert. Wichtig bei solchen Gesprächen ist, dass man je nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit oder des Erfahrungsstandes eines Mitarbeiters, verschiedene Ziele verfolgen sollte. Ist ein Mitarbeiter beispielsweise noch recht neu im Unternehmen, aber schon eingearbeitet, sind Zwischenbefragungen zum Thema Zufriedenheit und erste Leistungsbewertungen nützlich. Ansonsten sind Umfragen zu Karrierezielen und -wünschen ratsam, denn Mitarbeitern ist die persönliche Weiterentwicklung innerhalb des Unternehmens sehr wichtig. Nützlich dafür sind zum Beispiel informelle Mittagessen mit Lerncharakter, bei dem sich die Mitarbeiter bei Kollegen über andere Abteilungen informieren können.

4. Auswahllisten mit potenziellen Kandidaten erstellen

Heute müssen Personalvermittler bei der Beurteilung eines Bewerbers unzählige Inhalte überprüfen: Lebenslauf, Anschreiben, LinkedIn-Profil oder Social-Media-Konten. Doch haben sie immer Zeit dafür?
KI-basierte Algorithmen können diese Aufgaben übernehmen und sie sogar noch effizienter erledigen: Sie durchforsten Tausende von Lebensläufen und wählen anhand der Ergebnisse die geeignetsten
Kandidaten aus. Stimmen Eigenschaften und Fähigkeiten mit bereits erfolgreichen Mitarbeitern überein, sind die Chancen auf einen Top-Mitarbeiter groß. Intelligente Chatbots können potenzielle Kandidaten sogar direkt kontaktieren, um weitere Informationen über sie zu erhalten, um die besten Kandidaten zu finden.

5. Vorurteile im Einstellungsprozess beseitigen

Menschliche Vorurteile, ob unbewusst oder nicht, sind eines der größten Probleme bei der Rekrutierung. Oftmals tendieren Unternehmen dazu, dieselbe Sorte Mitarbeiter mit denselben Fähigkeiten, derselben Bildung und demselben Geschlecht einzustellen. Menschen können nicht programmiert werden, unvoreingenommen zu sein, Algorithmen schon. Sie können potenzielle Kandidaten beurteilen, ohne sich mit etwas anderem als ihren Fähigkeiten und ihrer Eignung für die Rolle zu befassen.

6. Nicht andauernd dieselben Fragen beantworten müssen

Wann werden die Gehälter bezahlt? Wie viele Urlaubstage bekomme ich? Kann ich mir den Vormittag für einen Arzttermin frei nehmen? Fragen, die man vermutlich täglich zu hören bekommt. Die Lösung ist ein Chatbot, der den Mitarbeitern sofort die Informationen liefert, die sie brauchen. Die Mitarbeiter freuen sich, da sie eine schnelle Antwort erhalten, und man kann eigene Ressourcen sinnvoller nutzen: Beispielsweise hat man jetzt die Zeit, informative Gespräche mit Mitarbeitern zu führen, anstatt nur Informationen zu liefern.

7. Beschleunigung der Kandidatenbewertung

Mit KI kann man die Bewertung von Kandidaten im Bewerbungsprozess beschleunigen und die Ergebnisse gebündelt mit einer breiten Gruppe von Entscheidungsträgern teilen. Bewerber können beispielsweise ein zehnminütiges Video von sich aufnehmen, in dem sie ihre Absichten und Ziele erklären. KI filtert Tausende von Datenpunkten zu Intonation, Wortwahl und Verhaltensweisen heraus. So müssen sich nicht alle Interessensgruppen direkt mit der Bewerbung beschäftigen, erhalten jedoch die Informationen, die sie brauchen, um eine Entscheidung treffen zu können.

8. Das Unternehmen am Erfolg teilhaben lassen

Es gibt keine andere Abteilung im ganzen Unternehmen, die sich so auf die Verbesserung der Employee Experience konzentriert wie der HRBereich. Doch nutzen Personaler auch die KI-basierten Einblicke und Dashboards, um den Erfolg gegenüber führenden Entscheidungsträgern zu demonstrieren? Damit können sie beispielsweise zeigen, wie sie Möglichkeiten zur Optimierung der Employee Experience identifiziert und Maßnahmen zu deren schneller und kostengünstiger Umsetzung
ergriffen haben.

Fazit

Egal, ob im Umgang mit Kunden, in der Marktforschung oder im HRBereich – Künstliche Intelligenz ist nicht dazu da, um menschliche Mitarbeiter vollkommen zu ersetzen, sondern um sie zu unterstützen und
ihnen repetitive Aufgaben abzunehmen, damit sie sich auf die wichtigeren Dinge im Arbeitsalltag konzentrieren können. So geht es Hand in Hand in eine intelligentere Zukunft.

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Der Diplom-Informatiker Wolfgang Sölch ist ein erfahrener Vertriebs- und IT-Spezialist auf Enterprise-Ebene mit mehr als 15 Jahren IT-Erfahrung.