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Googles BERT: Technologie und ihre Folgen

Suchanfragen besser vertstehen: Stellt BERT die Suchanfragen auf den Kopf? Wie sich das Update ausgewirkt hat und was SEOs jetzt beachten müssen.
Martin Grahl | 11.08.2020
Googles BERT: Technologie und ihre Folgen © Pexels / Pixabay
 

Seit Ende 2019 wird das Google-Update „BERT“ weltweit ausgerollt – mit dem Ziel, Suchanfragen noch besser zu verstehen. Wie hat das Update sich tatsächlich ausgewirkt und was müssen SEOs jetzt beachten?

BERT: Wer oder was ist das eigentlich?

BERT gehört wie Hummingbird und RankBrain zu den Google-Updates, welches einer der größten Sprünge in den letzten 5 Jahren darstellt. Es handelt sich um eine Technologie, die der Suchmaschine hilft, Suchanfragen von Nutzern noch besser zu verstehen – insbesondere die einzelnen Wörter sinnvoller in Zusammenhang zu setzen.

Das Akronym „BERT“ steht für das englische „Bidirectional Encoder Representations from Transformers“ und bedient sich des „Natural Language Processing“. Einfach ausgedrückt geht es darum, die natürlichen Sprachmuster der Nutzer zu erkennen, um so die Suchintention dahinter zu begreifen. Interessant ist dabei vor allem der Begriff „bidirectional“, der „in beide Richtungen“ bedeutet. Google stellt also Verbindungen zwischen allen Wörtern einer Suchanfrage her – jedes Wort wird in Bezug zu den Wörtern davor und danach gesetzt. Ein Beispiel macht das Ganze anschaulicher:

Abbildung 1: Suchergebnisse vor und nach BERT zur Suchanfrage „math practice books for adults“[1]


Vor BERT lieferte die Suchanfrage „math practice books for adults“ („Matheübungsbücher für Erwachsene“) Vorschläge für Kinderbücher – nach dem Update gibt Google korrekterweise Vorschläge für Erwachsene aus. Besonders längere Suchanfragen scheinen von BERT besser erkannt, die entsprechenden Featured Snippets besser ausgespielt zu werden.

Insgesamt ähnelt BERT dem Hummingbird-Update, denn auch damals ging es darum, die einzelnen Bestandteile einer Suchanfrage besser in Zusammenhang zu setzen. Auch das RankBrain-Update hatte den Zweck, Suchanfragen genauer zu verstehen – jedoch ging es dabei eher um die Bedeutung der Wörter und weniger um deren Beziehung zueinander.

Die verschiedenen Updates ergänzen einander. Somit ist es möglich, dass eine Suchanfrage nur von RankBrain, eine andere nur von BERT profitiert. Ebenso kann es vorkommen, dass Google durch BERT eine Suchanfrage besser versteht und mittels RankBrain herausfindet, wie diese am besten zu beantworten ist.

Wie verändert BERT die Suchergebnisse?

BERT wirkt sich vor allem auf so genannte „Conversational Queries“[2] aus. Das sind Suchanfragen, die dem normalen Sprachgebrauch entsprechen – wie eine Frage an den Sprachassistenten – und die unter anderem auch Präpositionen enthalten können.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Suchanfrage „2019 brazil traveler to usa need a visa“ („2019 brasilianischer Reisender in die USA brauche ein Visum“). In diesem Fall ist entscheidend, dass der Reisende in die USA reist und nicht von dort kommt. Das wird deutlich durch die Präposition „to“. Vor BERT wurden Google-Suchergebnisse für amerikanische Reisende nach Brasilien ausgespielt. Nach dem Update versteht Google die Suchanfrage richtig und zeigt Ergebnisse für Brasilianer, die in die USA einreisen wollen.

Abbildung 2: Suchergebnisse vor und nach BERT für die Suchanfrage „2019 brazil traveler to usa need a visa“[3]


Was ändert sich für SEOs?

Laut Google werden nach BERT für etwa 10 % der amerikanischen Suchanfragen andere Suchergebnisse ausgespielt. In der Theorie sollten die Suchergebnisse nun besser zu den Suchanfragen passen – die Gewinner sind also Webseiten, die zuvor für relevante Begriffe nicht ranken konnten. Die Verlierer hingegen sind Seiten, die für irrelevante Suchanfragen gerankt haben. Aufgrund der geringen Relevanz haben sie über diese Keywords aber vermutlich sowieso wenig Traffic generiert – somit kein großer Verlust. Die Auswirkungen auf Website-Betreiber sollten sich also in Grenzen halten.

 

Das bedeutet für SEOs konkret:

- Schreibt weiterhin für die Nutzer.

- Versucht herauszufinden, was die Nutzer interessiert und welche Fragen sie sich stellen.

- Beantwortet diese Fragen auf eurer Website.

Wenn ihr immer den Nutzer in den Mittelpunkt stellt, werden euch diese Technologien eher helfen als schaden.

Wie geht es jetzt weiter?

Wie nach jedem Update bietet es sich an, mögliche Veränderungen im Auge zu behalten, um gegebenenfalls darauf reagieren zu können. Im Hinblick auf die bisherige Entwicklung dürfen wir davon ausgehen, dass es auf jeden Fall weitere Anpassungen dieser Art geben wird. Wer weiß, vielleicht wird es demnächst ein ERNIE geben, das BERT zur Seite steht, sodass sie gemeinsam die Sucherergebnisse noch passender gestalten.

 

[1] https://blog.google/products/search/search-language-understanding-bert

[2] https://blog.google/products/search/search-language-understanding-bert

[3] https://blog.google/products/search/search-language-understanding-bert

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Martin Grahl ist Geschäftsführer von Claneo, einer Search- und Content-Marketing-Agentur in Berlin. SEO, SEA und Content-Marketing sind seine Stärke.