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Innovative Marketingansätze für Fashion Commerce

Welchen Einfluss werden die Corona-Folgen auf den Fashion Commerce von morgen haben und worauf müssen sich Marketer jetzt einstellen?
Renata DePauli | 09.11.2020
Innovative Marketingansätze für Fashion Commerce © Pixabay / gonghuimin468
 

Keine Branche kann sich der Digitalisierung entziehen – auch nicht die Modeindustrie. Kunden haben sich an Omnichannel-Welten gewöhnt und kaufen zunehmend online. Modehändlern und Marken bleibt daher nichts anderes übrig, als mitzuziehen. Die Corona-Pandemie hat dabei einen erheblichen Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden und zwingt Firmen zum Handeln. Welchen Einfluss werden die Corona-Folgen auf den Fashion Commerce von morgen haben und worauf müssen sich Marketer jetzt einstellen?

 

Spürbare Veränderungen im stationären Modehandel

Bereits vor Corona unterlag das Modebusiness strukturellen Veränderungen. E-Commerce ist schon lange auf dem Vormarsch und bietet den Kunden attraktive Vorteile, die vor allem während der Corona-Einschränkungen an Bedeutung gewonnen haben. Haben Ausgangsbeschränkungen und Maskenpflicht zu Beginn des Jahres zu einem zusätzlichen Umsatzverlust geführt, so konnte der stationäre Handel laut dem Corona Consumer Check der IFH Köln seit den Sommermonaten wieder eine leichte Zunahme verzeichnen. Die Kauflaune der Konsumenten stieg und stationäre Läden wurden wieder stärker aufgesucht – nicht zuletzt, da das Maskentragen zunehmend akzeptiert wurde. Die Auswertung des IFH Köln zeigt auch: Die große Mehrheit der Konsumenten sucht nach einem ganz konkreten Produkt (70 Prozent) – nur knapp 30 Prozent besuchen den stationären Handel in Zeiten der Pandemie aus Lust am Stöbern und Bummeln.

 

Die stark steigenden Infektionszahlen und die daraus resultierenden Einschränkungen haben den leichten Aufwärtstrend jedoch wieder gestoppt. Umso wichtiger ist es für den Fashion-Handel, in die E-Commerce-Strategie zu investieren und das digitale Marketing auszubauen. Denn: Die Vorhersagen für den E-Commerce sind auch für stationärer Modeanbieter vielversprechend. Während das Institut für Handelsforschung (IFH) und die Handelsberatung BBE einen enormen Verlust für das stationäre Geschäft prognostizieren, wird hingegen eine Verdopplung des Umsatzanteils für den Onlineverkauf stationärer Modeanbieter von sechs auf 12 Prozent bis 2024 angekündigt. Pure Online-Player gehen, wie zu erwarten, als klare Gewinner aus der Krise hervor. Dabei sind ihre Produktvielfalt und der Convenience-Aspekt ein maßgeblicher Wettbewerbsvorteil.  

 

Innovative Marketingansätze wichtiger denn je

Um in diesen besonderen Zeiten Bestandskunden zu halten und neue Online-Kunden zu gewinnen, sollten Unternehmen ihre E-Commerce-Strategie ausbauen und innovative Marketingansätze entwickeln. Die vom Beratungshaus Deloitte erhobenen Global Marketing Trends 2021 zeigen eine klare Richtung auf: Marketing in Krisenzeiten sollte vor allem authentisch sein und den Menschen direkt ansprechen. Marken müssen einen neuen Zugang zu ihren Kunden finden und ihr Marketing konsequent am „New Normal“ ausrichten. Firmen, die aktuell ihren Fokus nur auf die Effizienz- und Produktionssteigerung legen, dabei aber die Optimierung der Kundenzentrierung außer Acht lassen, werden zukünftig nur schwer überzeugen können. Laut Deloitte ist es daher besonders von Bedeutung, authentisch und vertrauensvoll aufzutreten und eine Antwort auf die konkreten Bedürfnisse der Kunden zu liefern.

 

Für Marketer bleibt es auch 2021 wichtig, den Fokus verstärkt auf den Bereich „Customer Experience“ zu legen. „Kundenbindung stärken“ ist das Motto. Speziell kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollten die Chance ergreifen und in den eigenen Markenaufbau investieren, innovative Content Marketing-Strategien bieten hier die Chance wertvollen Mehrwert für den Kunden zu schaffen. So hilft der Ausbau der individuellen Kundenberatung – vor allem bei älteren Zielgruppen – bei der Stärkung der Kundenbindung. Und auch personalisierte Angebote erzeugen beim Kunden das Gefühl von Verständnis und Vertrauen – KI-gestützte Systeme machen dies heute leichter möglich.

 

Casualisierung und Nachhaltigkeit en vogue

Verstärktes Nachhaltigkeitsbewusstsein und zunehmende Casualisierung der Mode sind zwei Trends, die schon länger die Nachfrage beeinflussen und sich auch 2021 weiter fortsetzen werden. Das Arbeiten im Home-Office steigert das Interesse an Alltagskleidung und Loungewear, der klassische Businessdress verliert dagegen weiter an Bedeutung. Dieser Trend verwischt die Grenzen zwischen Businesskleidung und Freizeitmode zunehmend. Dieser Entwicklung muss in der Kreation und in der Kommunikation Rechnung getragen werden.

 

Der zunehmende Wunsch der Konsumenten nach Transparenz im Hinblick auf globale Produktions- und Lieferprozesse ist eine weitere gesellschaftliche Entwicklung, der sich die Modeunternehmen nicht entziehen können. Das Verlangen nach nachhaltig, fair und möglichst klimaneutral produzierter Mode ist ein Trend, der die Modebranche weltweit – und damit auch das Marketing – noch lange begleiten wird.

Img of Renata DePauli

Renata DePauli gründete 1997 herrenausstatter.de. Mittlerweile setzt sie ihr Geschäftsmodell – Mode plus Beratung – in fünf weiteren Online-Shops um.