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Wie Innovation funktioniert

Die Digitalisierung hat nach Corona einen Schub bekommen. Doch wie müssen Unternehmen darauf reagieren? Es gilt, jetzt in die Zukunft zu schauen.
Nicolas Wandschneider | 20.05.2022
Wie Innovation funktioniert © Freepik
 

Mit dem nahenden Ende des Winters schöpfen viele Menschen in Deutschland die Hoffnung, die Corona-Pandemie mit ihren massiven Einschränkungen und ihren hohen Inzidenzen hinter sich zu lassen. Noch ist die Pandemie nicht vollständig überstanden, zudem werden sich geopolitische Krisen, allen voran der furchtbare Russland-Ukraine-Konflikt, auch auf die deutsche Wirtschaft stark auswirken.

Dennoch blicken Unternehmen nach vorne, und das müssen sie auch tun. Die Vorstellungskraft, das hat bereits Albert Einstein gesagt, ist wichtiger als das Wissen. Erfolgreiche Unternehmen sind in der Lage, die Gegenwart so zu analysieren, dass sie daraus kluge Rückschlüsse auf zukünftige Entwicklungen ziehen können. Das ist jedoch alles andere als einfach, wie die Geschichte der Innovation zeigt. „Niemand braucht mehr als 640 Kilobyte Arbeitsspeicher in seinem PC“, hat ausgerechnet Microsoft-Gründer Bill Gates einst gesagt – ein kolossaler Irrtum. Und ausgerechnet IBM-Chef Thomas Watson ließ sich einst zu der Aussage hinreißen, weltweit gebe es vermutlich einen Bedarf von fünf Computern.

Doch gerade jetzt, wo sich die Pandemie dem Ende zuneigt, ist die Zeit für mutige Prognosen. Denn Corona hat der Digitalisierung einen gewaltigen Schub verliehen und dadurch auch neuen Geschäftsmodellen, Methoden und Prozessen eine Tür geöffnet.

1. Warum jetzt die Zeit für Innovationen ist

Deshalb ist nun die Zeit für Innovationen. Es gilt, gedanklich dem Kunden immer fünf Prozent voraus zu sein. Das ist alles andere als leicht. Denn einerseits kann nur der Blick auf die Bedürfnisse von morgen Produkte und Services hervorbringen, die dem Kunden einen neuen Nutzen aufzeigen, von dem er vielleicht nichts geahnt hatte. Kaum jemand hätte das iPhone verlangt, doch als es da war, hat es einen gewaltigen Siegeszug hingelegt.

2. Warum manche Innovationen zu früh kommen

Doch Innovation darf auch nicht zu früh sein, sprich: Alles über fünf Prozent ist riskant. Denn es gibt Erfindungen, die kommen für den Markt und die dort agierenden Kunden schlichtweg zu früh. Die Musikplattform Napster, das soziale Netzwerk Friendster, die Tablet-PCs von Microsoft: Sie alle waren den heute milliardenschweren Produkten wie Spotify, Facebook und Apple zeitlich voraus, kamen aber zu früh, um am Markt zu funktionieren. Es gilt, Innovation so zu definieren, dass neue Technologien den Kunden nicht überfordern, die Dinge nicht verkomplizieren, sondern nachvollziehbar besser und einfacher machen.

3. Wie der richtige Zeitpunkt für Innovation gefunden wird

Der Schlüssel, um die richtigen Innovationen zum richtigen Zeitpunkt anzustoßen, ist die Nähe zum Kunden. Das mag abgedroschen klingen, aber der permanente Austausch mit den Nutzern eigener Produkte und Services ist die Wurzel, aus der heraus Innovationen wachsen können und müssen. Es geht darum, das Ohr möglichst nah am Kunden zu haben und auf deren Wünsche hin einen permanenten Strom an Ideen zu entwickeln, der in einem professionellen Prozess dann zu Innovationen führt – und dazu, die Kunden zufrieden zu stellen und neue zu gewinnen.

4. Welche Rolle die Digitalisierung bei Innovationen spielt

Die Digitalisierung spielt in diesem Innovationsmanagement der Zukunft eine besondere Rolle. Nicht nur, weil digitale Tools dabei helfen, Innovationen zu managen, sondern auch und vor allem, weil Automatisierung von Prozessen, klug eingesetzt, dafür sorgen kann und wird, dass Zeit und Energie für die Herausforderungen der Zukunft entstehen. Immer wieder ist davon zu lesen, dass die Digitalisierung für den Abbau Tausender Arbeitsplätze sorgen wird. Das stimmt so nicht. Es werden Arbeitsplätze, also Tätigkeiten, wie wir sie heute brauchen, wegfallen, ja. Aber sie werden ersetzt durch andere. Die Kunst ist es, die Automatisierung so zu steuern, dass diese Transformation gelingt. Es gibt Dinge in Unternehmen, ganz besonders der Umgang mit Daten, die sich automatisieren lassen. Das Marketing der Zukunft ist dafür ein perfektes Beispiel, weil Daten von Kunden in einem automatisierten Prozess den Mitarbeiter*innen neue Möglichkeiten geben, auf den Kunden individuell zugeschnittene Angebote zu generieren. Und gleichzeitig bleiben Kapazitäten übrig, die Unternehmen für anderen Dinge einsetzen können, die sich nicht digitalisieren lassen.

5. Welches Potenzial Innovationen in Digitalisierung bieten

Der Blick in Unternehmen zeigt immer wieder, wie schwer sich viele mit Innovation tun. Gerade mittelständische Unternehmen sind so gefangen im operativen Alltag und in der Abarbeitung von Aufträgen, dass häufig wenig Raum bleibt für mutige Prognosen und neue Geschäftsmodelle. Die Gefahr besteht, dass sich Unternehmen aber genau dadurch abschaffen, weil sie stehen bleiben.

6. Wieso es für digitale Prozesse auch neue Unternehmensstrukturen braucht

Die Digitalisierung und Automatisierung von Marketingprozessen stehen exemplarisch dafür. Ja, das klassische Marketing hat lange funktioniert, aber heute braucht es einen modernen, automatisierten Prozess sowie Strukturen, in denen Daten- und Wissens-Silos aufgelöst werden und in denen Marketing und Vertrieb enger zusammenarbeiten. Die Digitalisierung stellt Unternehmen neue Informationen bereit und vor allem viel umfassendere Möglichkeiten, diese Daten noch detaillierter und zielführender auszuwerten.

7. Warum Unternehmen eine Innovationskultur brauchen – und wie sie aussieht

Der Begriff Innovationskultur mag wie ein Buzzword klingen, aber darin steckt der Kern, wie die Mitarbeiter als Herz eines Unternehmens so mitgenommen werden können, dass Betrieben die Transformation zu einem agilen, digitalen Unternehmen gelingen kann. Es sind die Menschen, die diesen Prozess anstoßen und gestalten müssen, getrieben von oben aus der Geschäftsleitung oder dem Vorstand, keine Frage, aber gelebt in der gesamten Organisation.

8. Welche Rolle Mitarbeiter*innen bei der Transformation zukommt

Unternehmen sollten deshalb schon bei der Auswahl neuer Mitarbeiter*innen darauf achten, dass Leidenschaft und Kreativität sowie bereichsüberreifenden Denken und Flexibilität sowie Teamfähigkeit stark ausgeprägt sind, denn die Digitalisierung löst Hierarchien und Bereichsgrenzen, wie wir sie gewohnt sind, zum Teil auf. Es braucht zunehmend kleine, flexibel zusammensetzbare Teams aus unterschiedlichen Abteilungen, die projektorientiert zusammen wirken und wo der oder die Einzelne bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – und diese Verantwortung dann aber auch übertragen bekommt.

9. Warum die Entwicklung von Mitarbeiter*innen die Innovationskraft fördert

Die Digitalisierung hat die Geschwindigkeit, in der sich Unternehmen auf neue Bedürfnisse oder Technologien anpassen müssen, enorm beschleunigt. Umso wichtiger ist es heute, die Mitarbeiter*innen auf diesen permanenten Veränderungsprozess vorzubereiten und auf dieser Journey auch mitzunehmen. Es gilt, strukturiert auf die individuellen Fähigkeiten der Beschäftigten einzugehen, vielfältige Weiterbildungen anzubieten und dabei feste Budgets zur Verfügung zu stellen und gemeinsam Entwicklungsziele zu definieren. Moderne Unternehmen lassen Mitarbeiter*innen Fehler machen, fördern, aber fordern ihre Beschäftigten auch und entwickeln gemeinsam Ziele und Visionen des Unternehmens. Daraus entsteht eine Kultur, in der Leistung nicht vorgeschrieben wird, sondern aus sich selbst, aus dem Eigenantrieb der Mitarbeiter heraus entstehen kann.

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Nicolas Wandschneider ist Geschäftsführer der Cloudbridge Consulting GmbH mit Sitz in München.