Wie künstliche Intelligenz die Content-Welt verändert
Zwar gibt es KI-Tools wie ChatGPT, Dall-E 2 und Co. inzwischen schon eine Weile, trotzdem erscheinen täglich neue Schlagzeilen darüber, wie Tech-Unternehmen künstliche Intelligenz in ihre Produkte integrieren: Während OpenAI bereits mit einer optimierten Premiumversion von ChatGPT um die Ecke kommt, arbeitet auch Google fieberhaft an der Umsetzung einer KI-Integration. Microsoft springt ebenfalls auf den Hype auf. Und klar, dass auch Elon Musk und Mark Zuckerberg mitmischen wollen. Dadurch gibt es unzählige Mutmaßungen über die möglichen Auswirkungen der Technologie – auch auf das Online-Marketing. So viel vorab: Sie bringt wohl mehr Chancen als Risiken, insbesondere für die Content Creation.
Generative KI: Content Creation 2.0
Künstliche Intelligenz hat die klassische Marketing-Welt bereits revolutioniert und unterstützt Unternehmen erfolgreich bei der effizienten Datenanalyse und Personalisierung. Ein noch recht neues und spannendes Themenfeld mit viel Potential ist allerdings die sogenannte “Generative KI”, also die Anwendung zum Erstellen von Content.
Bisher waren auf dem Markt nur kostenpflichtige Tools erhältlich – mit Gratis-Optionen wie ChatGPT ist künstliche Intelligenz nun erstmals für die breite Masse zugänglich. Nach der Veröffentlichung Ende letzten Jahres zeigte sich schnell: Die Nachfrage nach solchen Produkten ist enorm. Der Textbot von OpenAI erreichte in nur fünf Tagen die Schwelle von einer Million Nutzer:innen. Viele davon verwenden das Tool, um Gedichte, Hausaufgaben, Plädoyers, sogar ganze Doktorarbeiten und Uni-Prüfungen damit zu schreiben. Aber auch redaktionelle Artikel, Social Media Kommentare und Werbetexte lassen sich auf diese Weise erstellen. Das Erstaunliche daran: Es fällt meist nicht auf, dass sie nicht aus menschlicher Feder stammen.
Ganz im Gegenteil: Eine Studie der Hochschule Aalen kommt zu dem Ergebnis, dass Marketingtexte sogar besser ankommen, wenn sie nicht von Menschen geschrieben worden sind. Für die Untersuchung erstellten die Forscher KI-generierte Alternativtexte von Landingpages, Blogbeiträgen und Social Media Posts internationaler Konzerne. Die Gegenüberstellung mit den Originalen ergab: Probanden empfanden die KI-Texte leichter lesbar und ansprechender, erstaunlicherweise sogar persönlicher als die Originaltexte, die die Kommunikationsabteilungen verfasst haben.
Selbiges gilt für die Erstellung von Bildern für Werbekampagnen: Einige nationale und internationale Brands erprobten bereits den Einsatz von KI-generierte Kampagnen – die einfachen, schnellen und kostengünstigen Kreationen kommen bei Kund:innen und Unternehmen gut an.
Kreativität als USP
KI verändert also definitiv Branchen wie Kommunikation und Online-Marketing – das bedeutet aber nicht unbedingt etwas Schlechtes! Denn wie auch bei der Erfindung des Internets profitieren jetzt vor allem Early Adopter, die die Entwicklungen nicht von sich wegstoßen, sondern gezielt für sich nutzen. Dafür müssen Texter:innen und Content Creator allerdings lernen, KI als Werkzeug im Arbeitsalltag richtig anzuwenden. Denn die Prompts, also die Eingabetexte, müssen sitzen, damit die Tools überhaupt etwas Brauchbares ausspucken. Glücklicherweise bringen die meisten Expert:innen in der Content-Erstellung genau das mit, was es für funktionierende Prompts braucht: Wortgewandtheit, Semantik und Kreativität.
Vor allem den letzten Punkt kann KI ohnehin nicht wirklich ersetzen. Zwar können die Tools Texte, Werbekampagnen und Co. mit Wow-Effekt erstellen, allerdings kombinieren sie lediglich vorhandene Elemente aus dem Netz oder imitieren einen bestimmten Stil. Künstliche Intelligenz stößt an eine Grenze, wenn es darum geht, etwas komplett Neues zu kreieren und sich Ideen auszudenken. Für diese sogenannte „Transformative Kreativität“ gibt es – zumindest aktuell – keine gut funktionierende KI-Anwendungen. Kreativschaffende haben da einen klaren Vorteil. In einer Content-Welt, in der immer mehr KI-generierter Texte und Bilder im Umlauf sein werden, wird wirkliche Kreativität also zum Alleinstellungsmerkmal. Gerade deshalb sollten Texter:innen und Creator die Tools für sich nutzen: Sie eignen sich perfekt zur ersten Recherche beziehungsweise als Sparring Partner, zur Erstellung von Storyboards oder Moodboards. Die Zeit, die sie durch die Vorarbeit der KI-Tools sparen, lässt sich perfekt nutzen, um an der kreativen Umsetzung zu feilen und unverwechselbare, neuartige Kreationen zu entwerfen.
Außerdem macht KI die Arbeit von Kreativen noch verantwortungsvoller: Am Ende braucht es weiterhin menschliche Expertise, um die generierten Inhalte zu überprüfen poder anzupassen. Denn die hochintelligenten Anwendungen arbeiten nicht zwingend fehlerfrei, da sie lediglich auf bereits bestehende Daten auf anderen Websites zurückgreifen. Sind diese inkorrekt oder inhaltlich problematisch, übernimmt KI diese Bausteine trotzdem. Ein Neuigkeitswert fehlt ebenfalls, denn ChatGPT basiert auf Trainingsdaten bis 2021. Das heißt, alles, was danach passiert ist, weiß das Tool noch gar nicht. Auch hinsichtlich Diskriminierung und Datenschutz gibt es aktuell noch Schwachstellen – Qualitätskontrolle bleibt also weiterhin Aufgabe der Kreativschaffenden.
Game Changer mit Potential
Künstliche Intelligenz kann Kreativschaffende also nicht ersetzen. Sie wird aber definitiv das Jobprofil verändern, indem sie Online-Marketing-Abteilungen als schnelle, effektive und immer einsatzbereite Assistenz zur Verfügung steht und niederschwellige, zeitraubende Aufgaben übernimmt. Indem Texter:innen und Content Creator KI als Werkzeug für ihre kreativen Prozesse nutzen, können sie weiterhin innovative und qualitativ hochwertige Inhalte erstellen, die das Publikum ansprechen, einen Mehrwert schaffen und inspirieren.