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Die Zukunft der Videocalls

Die Zukunft gehört immersiven Meetings mit AR und VR im Metaverse. Diese vier Vorbereitungen können Sie heute schon treffen.
Gabriele Horcher | 08.08.2022
Eine kurze Reise in die Zukunft der Kommunikation © Freepik / naratrip
 

Ich nehme Sie heute mit auf eine Reise in die Zukunft der Kommunikation. Keine Angst, es erwartet Sie keine Buzz-Word-Schlacht zu neuen Kommunikations-Technologien. Denn für unser Gehirn ist es viel zu anstrengend, etwas Neues zu verstehen, sich etwas Abstraktes vorzustellen, ohne dass wir es mit irgendetwas vergleichen oder es sinnvoll einordnen könnten. Deshalb zeige ich Ihnen die Veränderung der Kommunikation anhand von vier alltäglichen Kommunikations-Szenarien. Für diese Szenarien sind die Technologien zur Verwirklichung – wenn auch in unterschiedlichen Reifegraden – bereits entwickelt. Mithilfe der Szenarien wird es Ihnen deutlich leichter fallen, Neuigkeiten über Kommunikations-Technologien, -Kanäle und ‑Strategien noch besser einordnen zu können.

 

Und so könnte Ihre Kommunikation in Zukunft aussehen:

Barrierefreie Kommunikation

Sie führen eine Besprechung mit Ihrem Team durch. Ihr Team ist sowohl international als auch divers aufgestellt. Das macht Ihnen kein Kopfzerbrechen, denn auch die seltenen Sprachen dieser Welt können simultan – in Echtzeit – übersetzt werden. Selbst Ihrer wertvollen Kunden oder Kollegen mit Beeinträchtigungen können ohne Probleme teilnehmen: Sprache wird für Gehörlose in Text umgewandelt. Stummen Kollegen wird eine Stimme gegeben. Und selbst Menschen mit schweren neurologischen Erkrankungen können sich aktiv beteiligen.

Der Fachkräftemangel zwingt uns zum einen zur Integration. Zum anderen ist es großartig, jedem Menschen zu ermöglichen, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben.

Tolerante Kommunikation

Jeder Ihrer Gesprächsteilnehmer kann frei wählen, von wo aus er/sie/divers an dieser Besprechung teilnimmt. Denn Sie können anwesende Teilnehmer mit virtuellen Teilnehmern verknüpfen. Egal ob diese – old-fashioned – über ein Webmeeting teilnehmen, ob sie sich in einer Holo-Telefonie-Kabine befinden, sich in einem virtuellen Raum wie z.B. dem Metaverse bewegen oder direkt über eine Hirnschnittstelle – ihr Brain-Computer-Interface – verbunden sind. Je nach Verfügbarkeit der Technologie und Vorliebe der Teilnehmer.

Darüber hinaus lassen Sie Künstliche Intelligenzen an der Besprechung teilnehmen. KIs können sich bei Technologie-Fragen einbringen. Und es können KIs beteiligt werden, die überprüfen, ob die Entscheidungen mit den Unternehmenswerten übereinstimmen.

Messbare Kommunikation

Wie sich Ihre Teilnehmer während der Besprechung fühlen, wird über Stimme und Mimik analysiert. Zusätzlich werden Körperreaktion wie Puls, Atemfrequenz, Blutdruck dokumentiert. Damit steuern Sie nicht nur notwendige Pausen für die Besprechung, sondern können auch herausfinden, wie hoch das Committment oder die Entscheidungsfreude im Team sind.

Individuelle Kommunikation

Für die Nacharbeit des Termins bekommen alle Teilnehmer – und andere Stakeholder, an die Sie berichten – einen Report in dem Format zur Verfügung gestellt, mit dem diese am besten weiterarbeiten können: als Text-, Audio-, Video-Datei oder als Dialog-KI.

Ihr CEO will z.B. immer ein kurzes schriftliches Summary. Wenn der CEO aber noch Fragen hat, will er oder sie zu jeder Tages- und Nachtzeit sofort eine Antwort haben. Diese kann der CEO dann an die Dialog-KI stellen.

 

Schöne – neue – Welt. Welche Vorbereitungen können Sie jetzt treffen?

 

1. Definieren Sie Ihre spezifischen Zukunfts-Kommunikations-Szenarien

Um adäquat mit Ihren spezifischen Stakeholdern oder Zielgruppen zu kommunizieren, gibt es Kommunikations-Szenarien mit passenden Technologien, Kanälen, Strategien und Themen.

2. Beobachten Sie Ihre Stakeholder-Kommunikation

Häufig gehen die Veränderungen in der Kommunikation von unseren Zielgruppen aus. Es ist wichtig, die Kommunikation mit Ihrer Zielgruppe genau zu beobachten, damit Sie Veränderungen frühzeitig wahrnehmen.

3. Erstellen Sie eine Watchlist für Kommunikations-Technologien

Erstellen Sie eine Watchlist mit den für Sie spannendsten Kommunikations-Technologien. Und schauen Sie sich die Fortschritte der Technologien in bestimmten Zeitabständen immer wieder an. Beurteilen Sie selbst, wann sie für Sie einsetzbar sind.

4. Experimentieren Sie

Seien Sie mutig: Experimentieren Sie – wenn immer möglich – mit neuen Kommunikations-Technologien, -Kanälen und -Strategien.

 

Ich behaupte nicht, dass ich in die Zukunft sehen kann. Das kann niemand. Aber wenn Sie in der Lage sind, sich Ihre Zukunft der Kommunikation besser vorzustellen, können Sie die Zukunft aktiv mitgestalten.​ Das sollte Ihr Ziel sein.

Img of Gabriele Horcher

Gabriele Horcher ist Kommunikations-Wissenschaftlerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Kommunikationsagentur Möller Horcher.

Kommentare

Björn Radde

Das Metaverse bietet weit mehr Möglichkeiten als sprachlichen Austausch. Gesprächspartner begegnen sich mit lebensechten Avataren, die ihnen zum Verwechseln ähneln. Oder mit selbst kreierten Fantasie-Avataren, so dass das Thema Diversität vollkommen neu gedacht werden kann. Die Umgebung ist dabei maßgeschneidert für den Anlass, ob Beach-Bar, Fertigungshalle, Flughafen oder bisher nicht existente Räume. Auch die Interaktion kommt nicht zu kurz. Die Avatare agieren mit Gestik und Mimik, digitale Whiteboards und andere Arbeitsmittel können gemeinsam genutzt werden. Und das neueste Produkt steht als digitaler Zwilling bereit, um vorgestellt und gemeinsam besprochen zu werden. Die physisch-virtuelle Präsenz verstärkt das Erlebnis und damit den Dialog.

Collin Croome

Toller Beitrag! Es liest sich wie Science-Fiction, ist jedoch (größtenteils) schon bald Science-Fact. Viele der beschriebenen Möglichkeiten funktionieren (zumindest in Ansätzen) bereits heute.

Bis sich das Metaverse vollständig in unser Berufs- und Privatleben integriert hat und für uns so selbstverständlich wird wie die Nutzung des Internets und unserer Smartphones, wird es noch mindestens 5-10 Jahre dauern. AR-Kontaktlinsen oder gar ein BCI (Brain-Computer-Interface) wahrscheinlich nochmals 10-15 Jahre länger.

Aber dass all dies kommt, ist sicher – und zwar sehr viel schneller, als wir denken.

Eine wichtige persönliche Eigenschaft ist es, offen und flexibel für Veränderungen zu sein, Herausforderungen anzunehmen, neue Wege auszuprobieren, eigene Erfahrungen zu sammeln und mehr Möglichkeiten als Probleme zu sehen.

Unsere Zukunft ist das, was wir daraus machen.

Martha Boeckenfeld

Das Metaverse ist eine Zukunftsvision, die in Teilen schon Realität ist. Wie der Beitrag aufzeigt, kann es uns helfen, unsere Kommunikation zu verbessern und auch Menschen, die eine Behinderung haben, neue Möglichkeiten zu geben. Neben dem allgemeinen Hype sind insbesondere die Anwendungsfälle für die Ausbildung, das Arbeiten und das Gesundheitswesen für unsere Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Mediziner können heute in einer virtuellen Welt ihre Ausbildung an sog. “digital twins» erlernen, mit einer Hololens von Microsoft Experten aus aller Welt hinzuziehen. Es ist wichtig für uns, diese Chancen zu nutzen, um unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Carsten Kraus

Videokonferenzen sind ein essenzielles Werkzeug der modernen Arbeitswelt. Unabhängig vom Ort können wir miteinander sprechen und arbeiten. Ein elementarer Bestandteil realer Kommunikation fehlt in Videocalls jedoch bislang - der Blickkontakt. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck daran, dass Menschen sich auch digital in die Augen schauen können. Am Ende wird dieser technologische Fortschritt uns dabei helfen, authentisch zu kommunizieren. Aktuell suchen wir Beta-Tester für unsere Software, bei Interesse bitte melden.