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PwC-Studie: Bedeutung von Daten wächst, Zahl der Chief Data Officer sinkt

Zwei Drittel der CDOs arbeiten in Unternehmen mit weniger als 25.000 Beschäftigten
PwC-Studie: Bedeutung von Daten wächst, Zahl der Chief Data Officer sinkt © Freepik / rawpixel.com
 

Angetrieben durch das aktuell sehr große Interesse an generativer künstlicher Intelligenz (KI) stehen Daten weit oben auf der Agenda der Führungskräfte. Viele Unternehmen entscheiden sich folglich für einen verstärkten Einsatz von Daten- und Analysetechnologien, um das Überleben ihres Unternehmens in einer wirtschaftlich schwierigen Situation zu sichern. Umso erstaunlicher ist es, dass 2023 weniger Chief Data Officer (CDO) ernannt wurden als in den Vorjahren und der Anteil der Unternehmen, die eine solche Rolle besetzt haben, sinkt.

Zu diesen Ergebnissen kommt die „Chief Data Officer“-Studie. Für die Analyse hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland gemeinsam mit Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, die Geschäftsberichte der 2.500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen untersucht.

Die Referenzen auf Daten im Geschäftsbericht steigen um 13 Prozent

„Wir befinden uns an einem Wendepunkt, was die Nutzung von KI im Alltag vieler Menschen angeht. Infolgedessen überdenken Unternehmen ihre Datenstrategie, die als notwendige Grundlage für KI gilt.“

Marcus Hartmann,Chief Data Officer bei PwC Deutschland

 

Die Analyse von Tausenden von Geschäftsberichten bestätigt, dass die strategische Nutzung von Daten aktuell einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt: So wird das Thema in den Geschäftsberichten häufiger erwähnt als im Vorjahr – im Durchschnitt 81-mal (plus 13 Prozent). Besonders oft fällt der Begriff in Verbindung mit Aspekten wie „Cloud“ und „Commercial“. In Europa dominiert mit 35 Prozent der Nennungen der Begriff „Diversity“.

Nur noch eines von vier Unternehmen beschäftigt Chief Data Officer 

Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass die Anzahl der Firmen, die über einen CDO verfügen, im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken ist. Nur 590 der 2.500 untersuchten Unternehmen beschäftigen eine:n Chief Data Officer (CDO). Das entspricht einem Anteil von 24 Prozent. Im Vorjahr waren es mit 682 Unternehmen noch 27 Prozent der Firmen. Auch die Zahl der Neueinstellungen von obersten Datenchefs ist rückläufig: 2023 wurden 71 CDOs ernannt, im Vorjahr waren es 104. 

In Europa ist der Rückgang besonders ausgeprägt: Während im Jahr 2022 noch 42 Prozent der europäischen Unternehmen die Position des CDO besetzt hatten, sind es aktuell nur noch 34 Prozent. Ähnlich sieht es in Nordamerika aus, während der Anteil der CDOs in Süd- und Lateinamerika sowie im Asien-Pazifik-Raum wächst.

Neue Rollen denkbar: Chief Knowledge Officer oder Chief AI Officer 

Diese Entwicklung kann laut PwC-Expert:innen verschiedene Gründe haben: „Zum einen dürfte der Hype rund um die CDO-Position langsam abflachen, denn viele Unternehmen haben mittlerweile die Rolle und Aufgaben im Unternehmen integriert.“ Aber auch Budgetkürzungen kommen als Erklärung in Betracht: „Im aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld verteilen Unternehmen die Verantwortung für die Daten möglicherweise auf verschiedene andere Rollen auf“, so Hartmann weiter. Denkbar sei auch, dass sich in naher Zukunft neue Rollen wie die des Chief Knowledge Officers oder Chief AI Officers etablieren werden.

Jede zweite Bank leistet sich einen Datenchef

Am höchsten ist die CDO-Dichte nach wie vor in der Finanzdienstleistungsbranche: 47 Prozent der Banken und 40 Prozent der Versicherungen beschäftigen eine:n CDO. Im Vorjahr lag dieser Anteil mit jeweils 51 Prozent deutlich höher. Besonders drastisch ist die Anzahl der CDOs in der Software- und Services-Branche gesunken –von 44 Prozent im Vorjahr auf aktuell nur 27 Prozent. 

Interessant ist zudem, dass sich das Profil der Unternehmen mit CDOs verschoben hat: Die Zahl der obersten Datenverantwortlichen, die in großen Unternehmen beschäftigt sind, ist deutlich zurückgegangen. Zwei Drittel der CDOs arbeiten aktuell in Unternehmen mit weniger als 25.000 Mitarbeitenden. Im Vorjahr sah dies noch anders aus: Damals entfiel die Hälfte der CDOs auf Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitenden; die andere Hälfte auf Firmen mit weniger als 25.000 Beschäftigten. In kleineren Unternehmen mit weniger als 5.000 Mitarbeitenden verfügen aktuell 20 Prozent über eine:n CDO – ein Plus von fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. 

Marcus Hartmann zu den Gründen für diese Verschiebung: „In kleineren Unternehmen ist es besonders sinnvoll, einen CDO als zentralen Ansprechpartner für das Thema Daten zu etablieren, weil dies klare operative Vorteile bietet. Zudem haben kleinere Unternehmen häufiger eine Hands-on-Mentalität, wenn es um den Einsatz von Daten in operativen Funktionen geht.“

CDOs im Dilemma: Wertschöpfungspotenzial unter Beweis stellen 

Fest steht: Daten sind für Unternehmen von immer größerer Bedeutung und werden in den kommenden Jahren mit der Weiterentwicklung der generativen KI noch wichtiger. Eine solide Datengrundlage wird für Unternehmen, die die Produktivitätsvorteile dieser Technologien nutzen wollen, ein wichtiger Erfolgsfaktor. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, muss sich auch die Rolle des Chief Data Officers weiterentwickeln.

„CDOs stecken dabei in einem Dilemma: In vielen Unternehmen werden innovative Datenlösungen innerhalb der Fachbereiche entwickelt. CDOs sind mit den weniger spannenden Aufgaben rund um Data Management und Data Governance betraut. Um die Geschäftsführung von ihrer Bedeutung zu überzeugen und in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit relevant zu bleiben, müssen die Datenverantwortlichen ihr Wertschöpfungspotenzial unter Beweis stellen.“

Dr. Matthias Schlemmer,Partner im Bereich Data und AI bei Strategy&

   

Dafür gebe es jedoch kein Patentrezept. Vielmehr bestehe die Aufgabe der CDOs darin, praxisnahe Lösungen mit einem wertorientierten Ansatz voranzutreiben.