150 Millionen Angriffs-E-Mails in 2020, Tendenz weiter steigend
Fast 60 Millionen Angriffs-Mails via Microsoft 365 und 90 Millionen via Google – das ist die erschreckende Bilanz, die der US-Cybersecurity-Spezialist Proofpoint jetzt nach einer Analyse der Cyberbedrohungen für 2020 veröffentlicht hat. Cyberkriminelle nutzen ganz offensichtlich die umfangreiche Funktionalität und nahezu grenzenlose Skalierbarkeit von Diensten wie Microsoft 365, Azure, OneDrive, SharePoint, G-Suite und Firebase Storage um digitale Angriffe auszuführen. Mehr als ein Viertel davon (27 %) liefen über den Google-Mail-Service Gmail. Da es sich hier ausschließlich um eine Analyse von Angriffen handelt, die auf Kunden von Proofpoint abzielten, ist der tatsächliche Wert kaum zu ermitteln. Der Trend ist jedoch ungebrochen, im ersten Quartal 2021 wurden bereits mittels Microsoft 365 sieben Millionen gefährliche Nachrichten verbreitet und im Falle weiterer 45 Millionen nutzten die Täter die Google-Infrastruktur.
Das Volumen gefährlicher Nachrichten, die mittels dieser in der Wahrnehmung vieler doch sehr vertrauenswürdigen Cloud-Dienste versendet wurden, übertraf dabei sogar das aller Botnets im Jahr 2020. Da die Angreifer hierzu eben auch Domains wie „outlook.com“ und „sharepoint.com“ nutzen, die bisher häufig als seriöse Quelle galten, wird die Erkennung von Attacken immer schwieriger. Daraus resultiert auch, dass etwa die Hälfte aller betroffenen Unternehmen anschließend mit mindestens einer Kompromittierung konfrontiert war. Bei einem Drittel der von einer Kompromittierung betroffenen Organisationen wiederum konnten Aktivitäten wie Dateimanipulation, E-Mail-Weiterleitung und Vorfälle in Zusammenhang mit OAuth festgestellt werden.
Gleichzeitig missbrauchen Angreifer diese Konten sodann, um scheinbar legitime E-Mails an Kolleginnen und Kollegen, Kunden oder Partner im Namen des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin zu versenden, beispielsweise um ausstehende Zahlungen von Rechnungen oder Gehälter auf Konten der Kriminellen umzuleiten.
Es gilt also, wirklich bei jeder Nachricht die Augen offen zu halten und im Zweifel über einen anderen Kanal, der andere Anmeldedaten nutzt, also z.B. per Telefon nachzufragen, ob die angeblich neuen Kontodaten wirklich diejenigen des mutmaßlichen Absenders oder der Absenderin sind.